So wars: Two Door Cinema Club, Circa Waves in Berlin | Columbiahalle | 17.01.2020
Das Jahr 2020 ist noch jung, als bereits das erste Indie-Highlight des Jahres ansteht. Die Indie-Götter Two Door Cinema Club geben drei Konzerte in Deutschland und eines davon am 17. Janaur in der Berliner Columbiahalle. Als Support haben sie das Quartett Circa Waves verpflichtet, das sich in der Szene längst etabliert hat. Mit insgesamt fünf Longplayern im Gepäck und ausgesprochen guter Live-Reputation führen Two Door Cinema Club eine eigene Indie-Liga ein.
Circa Waves stimmen das Berliner Publikum ein
Grundsympathisch und etwas verschmitzt, nehmen die Liverpooler Circa Waves das Publikum schnell für sich ein, auch wenn Sänger Kieran Shudall ein wenig kränkelt. Das abwechslungsreiche, halbstündige Set stimmt die sich rasch füllende Columbiahalle gut auf den Headliner ein.
Positive Vibes schon vor Konzertbeginn
Während der anschließenden Umbaupause bilden sich bereits erste Dance-Pits, ein Phänomen, das bei Two Door Cinema Club Konzerten nicht unüblich ist. Die Anekdote vom Southside 2018, als eine Gruppe junger Frauen einen veritablen Tanzkreis eröffnet und eine Rollstuhlfahrerin in ihre Mitte genommen haben, ist eine meiner schönsten Festivalerinnerungen. Die durchweg positive und harmonische Stimmung in der C-Halle wird noch besser, als um 21:15 Uhr dann TDCC ihren Gig mit „Talk“ eröffnen. Soll noch mal einer sagen, Indiekids sind zu cool für gute Laune. Wäre es auf jedem Konzert so, hätte sich Sven Väth niemals beim Publikum über fehlende „Gude Laune“ beschweren müssen.
Die Bühnendeko des Live-Quintetts ist hingegen spartanisch. Eine kleine, beleuchtete Treppe im Hintergrund, darüber prangen rote Signallampen. Die Mikrofonständer sind ebenfalls knallrot und bieten einen feinen Kontrast zu den schlicht gekleideten Musikern. Wer braucht schon bunte Federn, wenn man Songs wie „Undercover Martyn“ und „I can talk“ hat? Auch beim Licht halten sich die Nordiren an ihren roten Faden. Blau und Rot bestimmen das Set.
Smile and the world smiles with you
Die Band lacht. Die ganze Zeit. Sogar die Backliner lachen, wenn sie den Musikern die Instrumente anreichen… happy Crew, happy Band – oder so. Die großen Gesten hebt sich Sänger Alex Trimble für den Verlauf des Konzertes auf, wenn er nicht gerade die Band mit seiner Gitarre unterstützt, zeichnet er elegante Muster in die Luft und das Publikum antwortet ihm in der gleichen Weise. Das im überwiegend im Falsett gesungene Bad Decisions bringt in der Mitte des Sets nochmal frischen Wind in die tadellose Performance. Lang muss Alex das Publikum nicht zum Mitklatschen animieren. Während er zu Höchstform aufläuft, liefert der Tanzkreis links vor der Bühne eine überzeugende Choreo ab.
„Changing of the Seasons“, der vom Überwinden von Liebeskummer handelt, ist ein weiterer Hit, der die Fans in Verzückung bringt. Ohne Gitarre performt Trimble frei und nutzt die Größe der Bühne voll für sich aus.
Bassist Kevin Baird kündigt an, dass TDCC den Saal zu den Anfängen der Band mitnehmen möchte, bevor die ersten Töne vom wohl größten Hit „what you know“ durch die Columbiahalle schallen. Das ohnehin textsichere Publikum wird noch einen Tick lauter und springt, als wolle es die Welt anhalten.
Publikumsnah auch ohne große Worte
Ansagen gibt es nur wenige an diesem Abend, was der Stimmung keinen Abbruch tut, denn die Band fremdelt nicht mit dem Publikum, sondern reagiert nonverbal auf die Aktionen im Publikum. Die Bewegungen und Tanzmoves sind sehr akzentuiert. Der unverwechselbare Mix aus Indie, Elektronika, Rock mit einer großen Portion 80er Synthiepop ist das Erfolgsrezept der Band. Wer hier nicht tanzt, der hat keine Seele, und dazu muss man nicht mal Indiefan sein. Der Sound ist, Columbiahalle-typisch, sehr gut. Bewegungen und Tanzmoves sehr akzentuiert.
Das fulminante Finale besteht aus: „Sleep Alone“, „Something good can work“ und „Sun“. Ehe sich die Band ohne Zugabe verabschiedet verrät sie noch, dass gerade ein neues Album fertig geworden ist und sie dieses Jahr noch zurückkommen werden. Rote Zeiten stehen also bevor.
So ein schönes Konzert, so viel positive Energie in diesen dunklen Zeiten. Wer die Möglichkeit hat, Two Door Cinema Club live zu sehen, wird es nicht bereuen.
Redaktion und Fotocredits: Désirée Pezzetta